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Live-Doku von Undercover-Journalist Breitscheidel

"Arm durch Arbeit" Buchautor Markus Breitscheidel las auf Einladung des DGB in der Reinsfelder Kulturhalle

Rund 100 Besucherinnen und Besucher kamen auf Einladung des DGB Region Trier und des DGB-Ortsverbandes Hochwald-Hermeskeil in die Kulturhalle Reinsfeld, um sich mit den Realitäten prekärer Arbeit in der Bundesrepublik Deutschland und in ihrem unmittelbaren persönlichen Umfeld bei einer Autorenlesung von Markus Breitscheidel aus seinem Buch „Arm durch Arbeit“ auseinanderzusetzen.

DGB-Regionsgeschäftsführer Christian Z. Schmitz führte zunächst mit einigen erschreckenden Zahlen aus der Region Trier in die Thematik ein. Unter anderem berichtete er, dass jede dritte neue Stelle in Form von Leiharbeit entsteht und dass mehr als ein Viertel der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnisse in unserer Region prekäre Arbeitsverhältnisse (Minijobs, Aufstocker oder Leiharbeit) sind. Personen, die sich entweder nicht mehr als arbeitsuchend melden, in Maßnahmen stecken oder ältere ALG-II-Empfänger sind, gelten formal nicht als arbeitslos. Ein Ausruhen der Politik mit Verweis auf die in unserer Region „niedrige Arbeitslosenquote“ ist demzufolge weder sachlich richtig, noch unter dem Gesichtspunkt des langfristigen Risikos für unsere Sozialversicherungssysteme vertretbar und akzeptabel und ein Schlag ins Gesicht der betroffenen Personen.

Man hätte eine Stecknadel fallen hören, als Markus Breitscheidel aus seinem Buch vorlas und über seine Erfahrungen als Hartz IV-Empfänger und als Leiharbeiter bei namhaften Konzernen und in der Landwirtschaft berichtete. Der aus der Gegend von Cochem stammende Breitscheidel hatte sich freiwillig als sogenannter Undercover-Journalist für ein Jahr in die Abhängigkeit von Sozialleistungen begeben. Er beschrieb soziale Isolation und Scham für arbeitsuchende Empfänger des ALG II und vor allem deren Kinder auf der persönlichen Ebene ebenso eindringlich wie die finanziellen Probleme, in deren Folge Altersarmut und Bildungsdefizite vorprogrammiert sind. Dass ihm noch heute die Erfahrungen sehr nahe gehen, zeigte sich immer wieder. Vielfach rang der Autor um Fassung, gerade dann, wenn er von einer Familie mit Kindern berichtete, die wegen der Arbeitslosigkeit des Vaters, der keine Anschlussbeschäftigung fand, innerhalb eines Jahres in Armut landeten.

Im zweiten Teil seines Vortrages stand die Thematik der Leiharbeit im Vordergrund mit allen Folgen der ausbeuterischen und stigmatisierenden Behandlung. Trotz Vollzeitbeschäftigung musste Markus Breitscheidel zusätzliche staatliche Unterstützung beantragen, während Verleiher und Entleiher an der Situation der Leiharbeiter profitierten. Diese Subventionierung wird – so konnte Breitscheidel verdeutlichen – den Steuerzahler mehrfach belasten; zum einen zur Finanzierung der Aufstockerbeträge, zum anderen langfristig im Zusammenhang mit der Finanzierung der Sozialversicherungsbeiträge. Wenn die Löhne höher werden, müssten alle weniger zahlen oder die Leistungen könnten wieder steigen.

In der anschließenden Diskussion, die bis 23 Uhr dauerte, stand die Forderung nach gesetzlichem Mindestlohn immer wieder im Raum, um damit dem Lohndumping Einhalt zu gebieten. Deutlich wurde aber vor allem, dass Resignation und Rückzug der Betroffenen keine Lösung darstellen können. Jede und jeder Einzelne muss sich an der politischen Arbeit beteiligen und sich solidarisieren. Arbeitspolitik ist, was man selbst daraus macht; die Nutznießer von Lohndumping und Verunsicherung werden ohne Gegenwehr sicherlich nichts an der derzeitigen Situation verändern.
Ohne aktive Gegenwehr von Betriebsräten, die sich gegen (Dauer-) Leiharbeit und Konzernleihe stemmen, gäbe es noch größere Anteile von Leiharbeit und Spaltung von Belegschaften in den Unternehmen. Ohne die politischen Aktivitäten der DGB-Gewerkschaften wäre eine Novellierung des Arbeitsnehmerüberlassungsgesetzes sicherlich nicht zustande gekommen. Und ohne die entsprechende juristische Gegenwehr wären die katastrophalen Folgen der Dumpingpolitik unter Beteiligung des Christlichen Gewerkschaftsbundes heute noch zu ertragen. ( Fotos Privat / Text Giselind Rossmann / Fotos und Text bearbeitet und erstellt von S4P Marketing PR Sponsoring Jürgen A. Slowik 5 / 2012)

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